FDP-Kreistagsfraktion fordert stärkere Einbindung der Berufskollegs bei Schulentwicklungsplanung und Berufsorientierung der Jugendlichen

Mit Besorgnis beobachtet die FDP-Kreistagsfraktion, dass die Anmeldungen an vielen Berufskollegs rückläufig sind. Sie fordert, bei geplanten Gründungen weiterer gymnasialer Oberstufen in der Region die damit verbundene Gefährdung der Berufskollegs nicht aus dem Blick zu verlieren. Zumal der Rhein-Sieg-Kreis aktuell hohe Summen in den Umbau des Carl-Reuther-Berufskollegs in Hennef und demnächst auch in den Umbau des Georg-Kerschensteiner-Berufskollegs in Troisdorf investiert.

Die Schullandschaft in der Region hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert. Wie die Antwort der Verwaltung auf die Anfrage der FDP vom Dezember bestätigt, existieren viele ehemalige „Zubringerschulen“ für die Berufskollegs nicht mehr.. Viele Schüler bleiben nach der 10. Klasse nun stattdessen in den gymnasialen Oberstufen insbesondere der neu gegründeten Gesamtschulen. Diese Veränderung hat weitreichende Folgen für die Entwicklung der Berufskollegs. „Diese bieten ein attraktives Bildungsgang-Portfolio von der Berufsschule bis zum Beruflichen Gymnasium, doch die Erhaltung dieses Angebots hängt auch von der Anzahl der Schüler ab, die die Berufskollegs besuchen“, erläutert die bildungspolitische Sprecherin Jana Rentsch.

Im schlimmsten Fall müssen Angebote der beruflichen Bildung wegen zu geringer Anmeldezahlen eingestellt werden. Manchmal mit dem Nebeneffekt, dass auch Ausbildungsbetriebe nicht mehr ausbilden können, da in der Region kein entsprechendes berufsschulisches Angebot mehr existiert. Der Fachkräftemangel wird dadurch noch verschärft und den Jugendlichen werden Möglichkeiten genommen, sich beruflich zu entfalten und eine Karriere, z.B. in Handwerk, Handel oder Industrie zu starten.

In der zukünftigen Schulentwicklungsplanung könnte die 2011 in NRW neu geschaffene Schulform „Sekundarschule“ die Problematik entschärfen, die quasi eine „Gesamtschule Sek. I“ mit festen Kooperationsvereinbarungen zu Berufskollegs, Nachbar-Gesamtschulen und -Gymnasien ist.

Die FDP wirbt dafür, bei der Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen die Berufskollegs in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis als die „Profis für Berufliche Bildung“ stärker einzubeziehen. „Viele Schulen suchen händeringend und mit hohem Arbeitseinsatz den Kontakt zu Betrieben der Region, dabei gibt es über die Berufskollegs intensive Kontakte zu allen ausbildenden Betrieben. Von den Berufskollegs in Troisdorf über Siegburg und Duisdorf, von der Glasfachschule des Landes NRW in Rheinbach bis zum Carl-Reuther-Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Hennef – allgemeinbildende und berufsbildende Angebote müssen für unsere Jugendlichen organischer zusammenwachsen,“ erklärt Rentsch.

Die FDP möchte gerade in dieser für viele Schüler belastenden Zeit Mut machen, berufliche Träume und Perspektiven zu entwickeln und zu verfolgen. „In der Region haben wir ein breites Bildungsangebot, das den Neigungen und Interessen vieler Jugendlicher gerecht werden kann. Dieses gilt es zu sichern und als Schulträger mehrerer hervorragend ausgestatteter Berufskollegs haben Politik und Verwaltung im Rhein-Sieg-Kreis hierfür eine besondere Verantwortung“, so Christian Koch, Fraktionsvorsitzender der FDP Rhein-Sieg.

 

INFO-BOX

Auszug aus § 80 Schulgesetz NRW: „Die Schulträger sind verpflichtet, in enger Zusammenarbeit und gegenseitiger Rücksichtnahme auf ein regional ausgewogenes, vielfältiges, inklusives und umfassendes Angebot zu achten und benachbarte Schulträger rechtzeitig anzuhören, die durch die Planungen in ihren Rechten betroffen sein können. Dabei sind auch die Angebote der Berufskollegs und der Weiterbildungskollegs zu berücksichtigen.“